Traumatherapie
Traumatherapie bei Monotrauma
Die Therapie der psychischen Folgen einmaliger traumatischer Lebensereignisse (Monotraumata) wird nach dem Modell der Körper-, Ressourcen- und Systemorientierten Traumatherapie (KReST-Modell) durchgeführt. In diesem Ansatz werden aktuelle Erkenntnisse der Neuropsychotherapie, Bindungsforschung, kognitiven Verhaltenstherapie, systemischen Therapie sowie körperorientierte Verfahren kombiniert.
Phasen der Traumatherapie
- Diagnostik und Modellvermittlung: Nach einer ausführlichen Diagnostik bekommen Sie Informationen über die psychischen Folgen traumatischer Lebensereignisse aus denen ein Modell erarbeitet wird, das aktuelle Beschwerden als normale Folgen unnormaler Erlebnisse begreifbar machen kann.
- Stabilisierung: Je nach Art und Schwere der traumatischen Erfahrungen schließt sich eine kürzere oder längere Stabilisierungsphase an. In imaginativen Techniken lernen Sie, ein Gefühl innerer Sicherheit herzustellen, mit belastenden Bildern, Gefühlen und Gedanken umzugehen. In diesem Schritt erfolgt eine intensive Arbeit an eigenen Stärken und positiven Lebensereignissen. Insgesamt werden hier die Werkzeuge erarbeitet, mit denen man sich dann den belastenden Erfahrungen nähern kann.
- Traumasynthese: Hier geht es darum, sich mittels Screen-Technik oder EMDR in der schützenden Atmosphäre des therapeutischen Settings in einer stabilisierenden und selbstwertstärkenden Weise die traumatischen Erlebnisse aus sicherer Distanz noch einmal anzuschauen und dabei Erinnerungssplitter (Bilder, Gedanken, Bewertungen, Gefühle, Körpersensationen) so zu integrieren, dass eine Neubewertung und ein Einsortieren der traumatischen Erlebnisse möglich wird.
- Trauer und Neuorientierung: In dieser letzten Phase geht es einerseits darum, Abschied zu nehmen von Menschen, die sie vielleicht verloren haben oder von früheren Lebenszuständen, die sie in positiver Weise erlebt haben oder die ihnen vielleicht auch verwehrt geblieben sind. Andererseits geht es darum, aus dieser Trauer heraus eine neue Orientierung und Perspektive für ihr weiteres Leben zu entwickeln und dabei die Erfahrung der Überwindung des Traumas als stärkenden Faktor zu nutzen.
Traumatherapie in der gesetzlichen Unfallversicherung
Haben Sie ein traumatisches Erlebnis während Ihrer Arbeitstätigkeit oder auf dem Weg zur oder von der Arbeit erlebt, ist es möglich, eine Traumatherapie über ihre Unfallkasse oder Berufsgenossenschaft zu bekommen. Häufig erlebte Traumata in diesem Bereich sind vor allem Unfälle mit Verkehrsmitteln oder auch Überfälle, zum Beispiel im Einzelhandel. Sollten Sie nach solch einem Erlebnis Symptome einer psychischen Traumafolgestörung entwickeln, sollten Sie dies unbedingt ihrer Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse melden. Manchmal wird dies auch von D-Ärzten übersehen, so dass es wichtig wäre, diese Symptomatik zu schildern! Da ich am Psychotherapeutenverfahren der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) teilnehme, kann eine Behandlung meist schnell und problemlos aufgenommen werden.
Ich kann nicht wirklich sagen, dass ich dieses Thema für mich gewählt habe. Vielmehr haben es mir meine Patienten nahegebracht. Noch in meiner Klinikzeit waren sie einfach da, die Frauen, die plötzlich Erfahrungen sexuellen Missbrauchs berichteten, und ich musste irgendwie damit umgehen. Was ich fand war das für mich bis heute interessanteste Feld der Psychotherapie überhaupt, gleichzeitig auch das schwierigste und belastendste. Zunächst war ich erschrocken darüber, wie wenig wir in der Ausbildung darüber gelernt hatten. Dies zog für mich eine Welle von Weiterbildungen nach sich, die mir auch andere Gebiete, wie die Systemische und Hypnotherapie, neurobiologische oder auch bindungstheoretische Ansätze eröffneten. Also kann ich meinen Patienten nur dankbar sein, dass sie mich auf diese Spur gebracht haben.
Traumatherapie bei chronisch komplexer Traumatisierung
Hier befinden wir uns im Bereich fortgesetzter Traumatisierung, oft beginnend in der frühen Kindheit mit sexueller, körperlicher und/oder psychischer Gewalt. In der Therapie wird hier anders gearbeitet als nach Traumatisierung durch Monotraumata. Denn während man bei Monotraumata in der Regel davon ausgehen kann, dass es eine durchaus angemessen entwickelte Grundpersönlichkeit gibt, ist es bei fortgesetzter Traumatisierung seit frühester Kindheit so, dass die gesamte Persönlichkeitsentwicklung um das Trauma herum passiert. Soweit überhaupt eine konsistente Persönlichkeit sich entwickeln kann. Häufig gelingt die Integration verschiedener Anteile nämlich nicht oder wird sogar, in den ganz schweren Fällen organisierter sexueller Ausbeutung oder Traumatisierung in rituellen Kontexten, bewusst von den Tätern verhindert bzw. sogar bewusst noch weiter aufgespalten und einzelne Teile programmiert. Hier können sich Teilpersönlichkeiten bilden, die über eigene Identitäten verfügen und häufig nichts von den anderen wissen. Die therapeutische Arbeit besteht hier vor allem darin, die Kommunikation unter den Anteilen oder Teilpersönlichkeiten so zu gestalten, dass das System zunehmend einheitlich agieren kann. Es kann dabei auch zu schrittweisen Integrationen von Anteilen kommen. Eine komplett integrierte Persönlichkeit ist als Ergebnis einer Therapie aber eher nicht zu erwarten. Die Arbeit mit solchen Patientinnen dauert mehrere Jahre und es können nur begrenzt gleichzeitig Patientinnen mit derartigen Störungen (DESNOS / DIS) aufgenommen werden.